Berlin (dpa) - Johannes "Jopie" Heesters feiert noch immer gerne Feste,
vor allem seinen Geburtstag. Am 5. Dezember ist es schon das 105.
Wiegenfest für den "Dandy des Jahrhunderts"Aber ausgerechnet zwei Tage vor seinem großen Geburtstag sorgte das
NS-Thema noch einmal für Wirbel, als Heesters in einem Interview mit
einem holländischen Fernsehsender für eine Satire-Show nach seinen
Erinnerungen an Hitler befragt wurde: "Adolf Hitler, ja Gott, ich kenn
den Mann wenig. Ein Kerl, weißt du, das war er, ein guter Kerl" und auf
die erschrockene Reaktion seiner Frau korrigierte: "Nun ja, das war er
nicht, aber für mich war er nett."
Simone Rethel-Heesters ist der Überzeugung, dass ihr schwerhöriger und fast blinder
Mann von dem Comedy-Sender "hereingelegt" worden ist, die Antwort sei ihm quasi "in
den Mund gelegt" worden. "Mein Mann ist im Gegensatz zu vielen seiner
Kollegen immer auf Distanz zu den braunen Machthabern geblieben."
Doch wirklich katastrophal stellte sich die Lage am Donnerstag in
Heesters Heimatland keineswegs dar. Obwohl ihm noch so mancher
Holländer nachträgt, dass er einst unter den Nazis Karriere gemacht hat
und auch hierzulande die Diskussion über seinen Besuch im
Konzentrationslager Dachau noch nicht beendet ist, reagierten die
Medien auf Heesters Hitler-Äußerungen mit Zurückhaltung. Der empörte
Aufschrei, den seine Frau womöglich befürchtet hatte, blieb aus.
Zwar sprach die auflagenstarke Boulevardzeitung "De Telegraaf" von
einer "Bagatellisierung Adolf Hitlers" durch Heesters und rief ihre
Leser zur Online-Diskussion auf. Doch kaum jemand im Chatforum des
Blattes wollte den alten "Jopie" in Bausch und Bogen verurteilen.
"Dieser Mann hat in einer Zeit gelebt, die die meisten von uns doch gar
nicht mitgemacht haben", heiß es in einer der Meinungsäußerungen.
Niemand solle sich aufs hohe Ross setzen und Heesters Verhalten unter
den Bedingungen einer Diktatur vorschnell kritisieren.
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