Peter Steiner tot

Volksschauspieler Peter Steiner war ein Star bei RTL und auf der Bühne. Im Alter von 81 Jahren ist der "Paradebayer" gestorben.

Als sich in Deutschland das Privatfernsehen ausbreitete, da war er des Öfteren zu sehen. Da bekamen die Zuschauer überall mit, wer Peter Steiner ist.

Zunächst konnte man ihn in alten Filmen wie "Liebesgrüße aus der Lederhose" sehen, mit denen Sat 1 und RTL ihr Nachtprogramm ausformten. Steiner spielte hier gerne einen Wirt oder den "Sepp vom Dienst". Bald darauf aber hatte der begabte Volkskomödiant seine eigene Sendung: Unter der Marke "Unser kleines Theater" sendete er Schwank auf Schwank. Sein "Theaterstadl" reüssierte.

RTL-Chef Helmut Thoma, in den achtziger Jahren dankbar um jedes kostengünstige Programm, das Quote brachte, ließ dann die bayerische Comedyserie "Zum Stanglwirt" entwickeln, die der Familie Steiner noch mehr Zuspruch und Ruhm bescherten. Der Münchner Schauspieler wusste, was er dem Medium zu verdanken hatte: "Wir sind so ehrlich zuzugeben, dass uns nur das Fernsehen groß gemacht hat", sagte er einmal. Dabei war es oftmals "a bisserl hektisch". Mehr als 100 Aufzeichnungen machte Steiner fürs Fernsehen.

Dann aber bekam RTL mit, dass Steiners Publikum zu alt für die Werbewirtschaft war und setzte alle Sendungen des beliebten Theaterhelden ab. Peter Steiner hat es schnell überwunden, schließlich galt seine ganze Liebe der Bühne. Bis zuletzt spielte er Theater, egal, ob im heimischen Theaterstadl in München-Giesing oder auf Tournee. Am Montag ist er im Alter von 81 Jahren gestorben. In seiner Wohnung im Münchner Ortsteil Trudering erlag er einem Herzinfarkt.

Er hatte gefrühstückt und wollte gerade aus dem Haus gehen, als es passierte. Noch bis vor wenigen Tagen war er mit seiner Tochter Gerda auf Tournee gewesen.

Weil Steiner, der vom einstigen Medienmogul Leo Kirch unterstützt wurde, das bairische Idiom so wunderbar beherrschte und auch die Seele der Bayern auf die Bühne zu bringen vermochte, war er bald ganz von seiner eigenen Kunst vereinnahmt. Peter Steiner wurde zum "Paradebayern", ähnlich wie Beppo Brehm ("Inspektor Wanninger") oder Gustl Bayrhammer ("Meister Eder", "Tatort").

Aufgewachsen war Steiner in einer Münchner Künstlerfamilie. Seine Karriere begann nach dem Zweiten Weltkrieg. Zunächst hatte er auf Wunsch der Eltern einen "anständigen" Beruf erlernt: Elektriker. Doch dann war die Lust an einem unordentlichen Beruf zu groß geworden: Er bestand die Prüfung für die Otto-Falckenberg-Schule und wurde Schauspieler.

Nach einigen Gelegenheitsjobs wurde Steiner 1943 am Münchner Residenztheater engagiert, seit 1950 gehörte er zum Ensemble der bekannten Münchner Volksbühne "Platzl". Dort trat er neben Weiß Ferdl, Michl Lang oder Erni Singerl auf. 1960 kam Steiner dann zum Fernsehen - und stand
zunächst im braven öffentlich-rechtlichen Fernsehen unter anderem für den "Komödienstadl" und das "Königlich Bayerische Amtsgericht" vor der Kamera.

Dann kam der Ausflug ins Dirndl-Jodel-Genre der sexpandierenden deutschen Filmindustrie. 1983 erfüllte sich Steiner einen Herzenswunsch und machte in Giesing sein eigenes Theater auf. Sein "Theaterstadl" in Giesing war so erfolgreich, dass die Fans mit Bussen anreisten. Titel der Stücke: "Der Kohlrabi-Apostel" oder "Sei doch net so dumm, Opa". Auch moderierte Steiner die "Heimatmelodie".

Der Kult rund um den Ur-Bayern währte bis in die neunziger Jahre hinein. Dann wurde es ruhiger um Peter Steiner. "Ich bleib auf der Bühne, bis der da oben sagt: Jetzt ist Feierabend", sagte er einmal.

Die gegenwärtige Tournee von Steiners Volkstheatergruppe soll im Januar fortgesetzt werden. Das wäre ganz im Sinne des unermüdlichen
Volksschauspielers. Einer seiner Stammsprüche: "Wenn der Vorhang aufgeht, dann geht mir das Herz auf."

Quelle: www.sueddeutsche.de