Die Gedenkfeiern zum 20. Jahrestag des Mauerfalls, zu denen zahlreiche Ehrengäste, Nobelpreisträger und Bürgerrechtler erwartet werden, haben begonnen. Am Nachmittag wird Angela Merkel zusammen mit Mihail Gorbatschow und Lech Walesa die ehemalige Grenze an der Bornholmer Straße überqueren, am Abend wird am Brandenburger Tor mit Konzerten und einer Inszenierung des Mauerfalls gefeiert.Bundeskanzlerin Angela Merkel hat am 20. Jahrestag des Mauerfalls weitere Anstrengungen zur Vollendung der deutschen Einheit gefordert. Zwar seien in Ostdeutschland einige „blühende Landschaften“ entstanden, die Arbeitslosigkeit sei aber immer noch doppelt so hoch wie im Westen, sagte sie am Montag im ARD-Morgenmagazin.
Mit einem Gedenkgottesdienst in der Gethsemanekirche begannen am Morgen in Berlin die Feierlichkeiten zum Jahrestag, zu denen 31 aktive und ehemalige Staats- und Regierungschefs sowie etliche Nobelpreisträger und Bürgerrechtler erwartet werden. Höhepunkt ist das „Fest der Freiheit“ am Abend am Brandenburger Tor, bei dem 1.000 überdimensionale Dominosteine entlang des ehemaligen Mauerverlaufs zu Fall gebracht werden sollen.
„Mauern lösen keine Probleme“An dem Gottesdienst in der Gethsemanekirche, die in der Wendezeit Versammlungsort von Bürgerrechtlern war, nahmen Merkel und Bundespräsident Horst Köhler teil. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, und der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Wolfgang Huber, erinnerten auch an die Reichspogromnacht am 9. November 1938.
Zollitsch sagte in seiner Predigt: „Die Erinnerung an den 9. November 1989 und nicht weniger die Erinnerung an die schrecklichen Geschehnisse der Reichspogromnacht am 9. November 1938 lehren uns unmissverständlich: Mauern ob real oder in den Köpfen und Herzen der Menschen, Mauern lösen keine Probleme.“ Vor 71 Jahren zündeten die Nazis Synagogen und andere jüdische Einrichtungen an. Zollitsch würdigte die Leistung der Bürger in der DDR, die sich die Freiheit erkämpft hätten. Huber sagte, vor 20 Jahren habe man ein Wunder erlebt. „Wir erinnern uns an die Freudentränen, die Jubelgesichter, die Befreiung.“
Gedenkfeier auch an der Bernauer Straße Auch an der Gedenkstätte Berliner Mauer in der Bernauer Straße fand eine Andacht in der Kapelle der Versöhnung statt, an der Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit teilnahm sowie Walter Momper, der zu Wendezeiten Bürgermeister West-Berlins war. „Das war der Tag aller Tage“, sagte Momper rückblickend. „Ich freue mich immer wieder darüber, dass wir so friedlich zusammengekommen sind. Für die jungen Leute ist halt die alte Zeit schon Geschichte.“
Merkel trifft Bürgerrechtler an der Bornholmer StraßeAm Nachmittag will Merkel mit 200 ausgewählten Bürgerrechtlern und Zeitzeugen, dem ehemaligen sowjetischen Staatschef Gorbatschow und dem früheren polnischen Solidarnosc-Führer Lech Walesa über die Bornholmer Straße von Ost nach West gehen. An diesem ehemaligen Grenzübergang testeten am 9. November 1989 die DDR-Bürger massenweise das überraschend verkündete Recht zur Ausreise in den Westen. Auch Merkel kam an diesem Tag von Ost- nach Westberlin.
Um 19.00 Uhr eröffnet am Brandenburger Tor die Staatskapelle Berlin unter Daniel Barenboim das Freiheitsfest. Jon Bon Jovi präsentiert ein selbst komponiertes Revolutionslied mit dem Titel „We weren´t born to follow“ („Wir waren nicht zu Untertanen geboren“). Reden halten sollen Gorbatschow und der frühere Außenminister Hans-Dietrich Genscher. Erwartet werden auch die Friedensnobelpreisträger Kofi Annan und Muhammed Yunus.
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